Das Gebiet und die Siedlung Bichl gehörten zum Urbesitz des Klosters Buron/Benediktbeuern, das von Karl Martell um 725 gegründet worden war und bis zur Säkularisation von 1803 bestand. Zu Beginn des 2. Kreuzzuges (1147) wird zum ersten Male das Gotteshaus erwähnt. Im späten 15. Jh. dürfte es zu einem gotischen Neubau oder doch zu einem Umbau im gotischen Stil gekommen sein.
Geschichte der Siedlung und der Kirche
Da die Baufälligkeit der Kirche zunahm, entschloss sich Abt Leonhard Hohenauer (1742-1758) zu einem Neubau. Er gewann dafür den berühmten Johann Michael Fischer, München, den Vollender der bayrischen Barockarchitektur, der damals gerade die Anastasiakapelle in Benediktbeuern aufführte. Am 14. April 1751 wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. In zwei Jahren war der Neubau vollendet. Nachdem die Kirche zunächst nur benediziert und daraufhin in Gebrauch genommen worden war, nahm der Augsburger Weihbischof von Adelmann am 20. Juni 1758 die feierliche Konsekration vor.
Außenbau
Überraschenderweise ist die Kirche nach Westen ausgerichtet. Vermutlich ging man von dem im Osten sanft ansteigenden Hügel als günstigem Zugang zur Kirche aus.
Schon von außen fällt im gestuften Dachfirst die gute Architektur in proportionaler und rhythmischer Hinsicht auf. Die Eingangsseite im Osten mit dem Portal zeigt auf schmaler hochrechteckiger Fläche die typische, von unten nach oben durchlaufende und nach innen abgetreppte Pilastergliederung, die in einen Dreiecksgiebel mündet. Die Fenster mit Korbbogen-Schluss über dem Eingangsportal und der Oculus darüber betonen die Mittelachse.
Innenraum – Deckengemälde
Im Hauptgewölbe malte Johann Jakob Zeiller im Sommer 1753 das Martyrium des Kirchenpatrons St. Georg. Vom heidnischen Kaiser Maxentius wegen seiner christlichen Haltung zum Tode verurteilt, erleidet er die Enthauptung. In den sphärischen Eckzwickeln sind die vier Evangelisten dargestellt: Matthäus, Markus, Johannes und Lukas. Außer der hohen Qualität der Fresken fallen die illusionistisch gemalten Stuckpartien auf. Vermutlich aus Sparsamkeitsgründen wurden sie nicht plastisch gestaltet. Doch die bravourös gemalten Stuckformen stellen umso mehr eine künstlerische Seltenheit in bester Ausrührung dar.Johann Jakob Zeiller aus Reutte in Tirol stellte im September 1752 im Vorraum unten die Ecciesia mit den 10 Geboten, im Obergeschoss über der Orgel König David mit der Harfe dar. Danach fuhr er im Oktober 1752 im Altarraum fort. Hier ist Alexandra, die Gemahlin des Kaisers Maxentius zu sehen, wie sie sich durch das Zeugnis des Ritters Georg zum Christentum bekehrt. Eine Götterstatue daneben stürzt in sich zusammen.
Die Ausstattung
Als dritter Spitzenkünstler hat Johann Baptist Straub, München, durch seinen Entwurf des Hauptaltars und mit der Plastik des Reiters Georg zur außergewöhnlichen Qualität der Kirche in Bichl beigetragen. Der buntfarbene Ritter Georg sitzt auf einem Schimmel. Die lebensgroße Reitergruppe zeichnet sich durch Organik, durch innere Bewegungseinheit von Reiter und Pferd sowie durch Lebendigkeit aus.
Die Seitenaltäre füllen die vorderen abgerundeten Ecken des Hauptraumes. Ihr dreistufiger Retabelaufbau ist durch einfache, seitliche Pilaster, durch ein zur Mitte aufschwingendes Gebälk und durch einen zurückgenommenen, von Putti besetzten Auszug bestimmt. Seitlich etwas abgesetzt gibt es breite Sockelpostamente für die Assistenzfiguren. In den offenen Mittelfeldern stehen jetzt lebensgroße Figuren im Nazarenerstil aus dem späten 19. Jahrhundert, Maria mit Kind links – und Joseph/Jakob rechts.
Der Gekreuzigte an der Kante des Chorbogens (rechts) ist barock nachempfunden, die Schmerzensmutter darunter eine Kopie mit gleicher Stilrichtung. Das Wappen im Scheitel des Chorbogens bezieht sich auf Abt Leonhard Hohenauer, den Bauherrn der Kirche.
Text: Dr. Dr. Leo Weber SDB
Gottesdienste: So. 9.00 Uhr, Mi. und Sa. Abend 19.00 Uhr, Fr. 8.00 Uhr.