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Wallfahrten zur Reliquie des Hl. Benedikt 

Wallfahrten gehören seit alters her zu unserem Leben als Christen. Das Leben ist ja für keinen von uns ein gemütlicher Spaziergang; jeder von uns hat seine eigenen Nöte und jeden bedrängen auch die Sorgen derjenigen, die ihm nahe stehen. All diese Sorgen tragen wir hin zu Gott und den Heiligen, die am jeweiligen Wallfahrtsort besonders verehrt werden.
Schon der Psalmist fordert auf: "Lasst uns anbeten an der Stelle, an der seine Füße gestanden haben" (Ps.131,7).
Wallfahrtsorte sind also solche, wo Gott geweilt hat, seine Heiligen bestattet sind, Wunder gewirkt wurden oder Gegenstände wie Kreuzespartikel, Kleidungsstücke und sterbliche Überreste der Apostel, Martyrer und anderer großer Heiligen verwahrt werden.

Basilika mit Anastasiakapelle Peda VerlagDie Basilika mit der vorgelagerten Anastasiakapelle. Foto: Peda VerlagKarl der Große hat die bereits vor Mitte des 8. Jahrhunderts gegründete Kloster Buron mit der aus dem Grab des Heiligen in St. Benoit-sur-Loire stammenden Armreliquie des heiligen Benedikt beschenkt. Es war eine Auszeichnung hohen Ranges, das den Apostelkirchen in Rom oder Santiago de Compostela nur wenig nachstand, galt doch Benedikt von Nursia schon bald als einer der größten Heiligen der Kirche und als Vater des christlichen Abendlandes. Durch diesen ehrwürdigen Reliquienschatz wurde das Kloster an der Loisach nicht nur zu einer der bedeutendsten Benediktinerabteien Europas, sondern auch zu dem bedeutendsten Kultur- und Wallfahrtsort des Heiligen nördlich der Alpen, was spätestens im 13. Jahrhundert zur Namenserweiterung "Benedictoburanum" (Benediktbeuern) geführt hat.

Da in den letzten Jahren die Wallfahrten wieder mehr und mehr auflebten, möchte die Pfarrgemeinde Benediktbeuern und die Hausgemeinschaft der Salesianer Don Boscos die Gläubigen zur Wallfahrt zum Heiligen Benedikt und zur Heiligen Anastasia einladen. In der Kloster- und Wallfahrtskirche, die auch mit dem Ehrentitel "Basilica minor" ausgezeichnet wurde, sind von beiden Heiligen jeweils Reliquien vorhanden.
Ziel ist es, das Wirken des heiligen Benedikt als "Vater des Abendlandes" und seine Bedeutung als Schutzpatron Europas möglichst stark in das Bewusstsein der Besucher zu rufen. Eine starke zusätzliche Motivation dafür bietet die erfreuliche historische Tatsache, dass ein deutscher Papst mit dem Namen Benedikt den Thron Petri bestiegen hat., was der Bezeichnung für seine bayerische Heimat als "terra benedicta" eine zusätzliche Begründung verliehen hat.
Hinzu kommt, dass sich das Wallfahrtswesen seit vielen Jahren wieder einer steigenden Beliebtheit erfreut. Befreiung aus der alltäglichen Betriebsamkeit und der Erkenntnis, dass materielle Güter allein den Menschen letztlich nicht befriedigen können, veranlassen jüngere wie ältere Menschen immer wieder auf Wallfahrt zu gehen.

Benediktus Reliquiar Hermann KuhnDas Reliqiuar des Hl. Benedikts.
Foto: Hermann Kuhn
Die Pfarrei Benediktbeuern sieht sich in ihren Bemühungen, die Wallfahrt zum heiligen Benedikt neu zu beleben und zu fördern, wesentlich bestärkt durch die guten Erfahrungen, die bisher mit den zunächst noch vereinzelt auftauchenden Wallfahrtsgruppen gemacht wurden. Für diese war das prägende Erlebnis der Wallfahrtsgottesdienst in der ehemaligen Klosterkirche und dessen feierlicher Abschluss: nämlich der mit dem Reliquiar des heiligen Benedikts erteilte Schlusssegen. Zuspruch kommt auch vom Diözesanbischof Walter Mixa, wenn er sagt: "Zweifellos ist jede gute Wallfahrt eine Hilfe zu einer besseren Selbstfindung und auch zu einer persönlichen Standortüberprüfung. Das Wallfahrtsziel selber hilft durch das persönliche Gebet und durch gut gestaltete Gottesdienste zu einer inneren Bereicherung und auch zu der Erfahrung: Wer glaubt, ist nicht allein". Diesen Ansprüchen vermag Benediktbeuern in vollem Umfang gerecht zu werden, steht doch der Pilger hier an einer der Wurzeln des christlichen Europas. Rahmenprogramme für eine Ausdehnung des Wallfahrtsaufenthaltes bieten sich in Fülle an; insbesondere eine Führung durch die barocke Klosteranlage, die Biotope des Kochelseemoores oder die moderne Energiezentrale.

Text: Heribert Muser
Fotos: Hermann Kuhn

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